geschrieben von Andreas Böhm

Hund und Katze aneinander gewöhnen: So klappt’s mit der Harmonie!

 

Einen Hund kann man nicht an eine Katze gewöhnen? Das Vorurteil, Hunde und Katzen wären Erzfeinde, die sich partout nicht vertragen, hielt sich lange hartnäckig. Doch immer wieder beweisen die ungleichen Haustiere, dass sie auch beste Freunde sein und zusammenleben können. Am einfachsten und harmonischsten funktioniert das, wenn Welpe und Kitten gemeinsam in ihr neues Zuhause ziehen und dort aufwachsen. Eine solche Verbundenheit hält allem stand. Jedoch schaffen sich nicht alle Halter Hund und Katze gleichzeitig an. Glücklicherweise kannst Du auch erwachsene Tiere zusammenführen und aneinander gewöhnen. Meistens geht das sogar leichter, als Du denkst! Damit dies gelingt, musst Du nur ein paar wenige Dinge beachten, die wir Dir jetzt zeigen. Also: Hol schon mal die Freundschaftsbänder raus, denn ab heute werden Dein Hund und Deine Miez dicke Kumpel!

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Vorbereitung ist das halbe … Kennenlernen! Wer seinen Hund an eine Katze gewöhnen möchte, sollte beide Haustiere nicht ins kalte Wasser schmeißen und einfach aufeinander loslassen. Das kann ziemlich in die Hose gehen! Stattdessen sollte das erste Kennenlernen gut geplant werden, damit die Begegnung freundlich und die Erfahrung mit dem anderen Haustier positiv wird.

The place to be für jeden Vierbeiner: ein individueller Rückzugsort. Dieser ermöglicht es Deinem Haustier, sich auszuruhen, zu relaxen und gesammelte Eindrücke zu verarbeiten. Sowohl Deine Katze als auch Dein Hund sollten ihren eigenen Rückzugsort haben, an dem sie ungestört sind und von dem sie nicht verdrängt werden. Für Deine Katze kann das ihr Kratzbaum, für Deinen Hund sein Körbchen oder eine Höhle sein. Katzen behalten am liebsten alles von oben im Überblick und ziehen sich deswegen gern auf Fensterbrettern oder Schränken zurück. An diese Orte kannst du eine Decke ein Kissen legen, sodass sie’s noch ein bisschen bequemer hat.

Gib Zickenterror keine Chance!

Getrennte Futterplätze beugen Streitereien und Neid vor.
Neben dem eigenen Rückzugsort solltest Du auch für getrennte Futterplätze sorgen. Wo Futterneid entsteht, sind Rivalitätskämpfe nicht weit. Weder Dein Hund noch Deine Katze sollten um Ressourcen wie Futter kämpfen, sondern sich an ihrem eigenen Napf in aller Ruhe bedienen – ohne Angst, ihn verteidigen zu müssen.

Katzen und Hunde haben ihre eigenen Gerüche. Falls Dein Hund vorher noch nie Kontakt zu Katzen (oder andersherum) hatte, wird ihm dieser Geruch zunächst fremd und deshalb vielleicht angsteinflößend vorkommen. Damit die beiden sich auch in Zukunft riechen können, bietet es sich an, Hund und Katze an die Gerüche des anderen heranzuführen – beispielsweise mit einer Decke aus dem Körbchen oder einem beliebten Spielzeug.

Ebenso verhält es sich mit den arttypischen Geräuschen. Für Dein Kätzchen, das vorher nie einen Hund gesehen oder gehört hat, kann das Bellen bedrohlich wirken. Und auch Dein Hund versteht das Miauen Deiner Katze nicht unbedingt als Zeichen der Liebe. Damit Deine Haustiere bei der Zusammenführung nicht durch die Geräusche des jeweils anderen verunsichert werden, empfehlen wir, Deinen Hund im Vorhinein an die Laute Deiner Katze zu gewöhnen (mithilfe einer Audio- oder Videoaufnahme).

Ready, set, go! Wenn alle Vorbereitungen getroffen wurden, kann es losgehen: Dein Hund darf die neue Katze kennenlernen und sich an sie gewöhnen. Wichtig ist immer, dass Du als Haustierbesitzer die Kontrolle über die Situation hast und möglichst entspannt bist. Denk daran: Deine Haustiere sind sensibel und spüren, wenn Du angespannt bist.

Chill-Modus an! Sorge für eine entspannte Atmosphäre im Raum und stelle sicher, dass das Kennenlernen weder für Deinen Hund noch für Deine Katze gefährlich werden kann. Das bedeutet konkret:

  • Leine Deinen Hund an (ggf. an einem Brustgeschirr für mehr Kontrolle).
  • Halte Leckerlis parat, die Deine Haustiere bestärken und beruhigen.
  • Bitte einen Freund oder ein Familienmitglied, dem Deine Tiere Vertrauen, um Mithilfe.
  • Sei bereit, einzuschreiten und zur Not unangemessenes Verhalten zu korrigieren.
  • Biete Deiner Katze eine Fluchtmöglichkeit nach oben (bspw. Kratzbaum).
  • Powere Deinen Hund und Deine Katze vorher ordentlich aus, damit sie ruhiger sind.
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Das Motto des ersten Aufeinandertreffens von Hund und Katze lautet: Immer mit der Ruhe. Damit sich Deine Haustiere aneinander gewöhnen und nicht überfordert fühlen, solltest Du das erste Treffen nicht in die Länge ziehen. Nach ungefähr 10 Minuten kannst Du Hund und Katze wieder voneinander trennen und ihnen die Chance geben, gesammelte Eindrücke zu verdauen. Die Dauer der nächsten Begegnungen erhöhst Du dann Schritt für Schritt: erst 10, dann 15, dann 20 Minuten usw.

Als Haustierbesitzer kennst Du Deine Lieblinge natürlich am besten. Idealerweise behältst Du bei der Wahl Deiner Katze die Charakterzüge Deines Hundes im Hinterkopf. Herrschen große charakterliche Unterschiede, kann es zu Spannungen kommen, die Dich später mehr Zeit und Nerven kosten.
Beispiel: Ein alter, ruhiger Hund wird mit einem quirligen, anhänglichen Kätzchen nicht viel anfangen können. Ebenso ist es für eine erwachsene, unabhängige Katze, die am liebsten ihre Ruhe hat, schwer, einen wilden, verspielten Welpen zu akzeptieren. Vor allem auch die Rasse Deiner Katze bzw. die Deines Hundes solltest du nicht außer Acht lassen. Bei einem Hund mit einem starken Jagdtrieb - wie z. B. einem Rauhaardackel - besteht eine deutliche höhere Gefahr, dass er Deine Miez jagt. Wenn Du die Chance hast, Alter, Wesen und Rasse aufeinander abzustimmen, solltest Du dies immer tun. Ist das nicht möglich, empfehlen wir Dir, beim Kennenlernen beide Tiere gut im Auge zu behalten und empathisch auf ihre Bedürfnisse einzugehen.

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Am Ende des Tages dürfen zwei Dinge nicht fehlen, wenn Du Deinen Hund an eine Katze gewöhnen willst: Geduld und Übung. Ein harmonisches Zusammenleben passiert nur selten über Nacht. Es braucht immer viel Empathie und Verständnis vom Haustierbesitzer. Übung macht den Meister! Deswegen ist es wichtig, Deinen Hund und Deine Katze häufiger für kurze Zeit zusammenzuführen. Das friedvolle Kennenlernen braucht Geduld und Routine. Schritt für Schritt kannst Du die gemeinsame Zeit verlängern, bis beide Tiere sich an die Anwesenheit des anderen gewöhnt haben. Dabei solltest Du nie die positive Bestärkung vernachlässigen. Lobe Deine Miez und Deinen Hund fleißig, wenn sie sich freundlich und respektvoll verhalten.

Das A und O: Jagd, Kampf und Panik sind tabu!

Das Entscheidende beim Kennenlernen ist, dass weder Hund noch Katze das Gefühl von Angst oder Panik empfinden. Negative Gefühle gefährden das harmonische Zusammenleben. Vermeide deshalb, dass sich Deine Haustiere jagen oder miteinander kämpfen.
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Als Hunde- und Katzenbesitzer trägst Du die Verantwortung für das Wohlergehen Deiner Haustiere. Soll heißen: Du bist King bzw. Queen des Hauses. Den „richtigen Zeitpunkt“, Hund und Katze zusammen allein zu lassen, bestimmst deswegen ganz allein Du. Bedenke jedoch, dass Du Dir absolut sicher sein solltest, dass es während Deiner Abwesenheit weder zu Streit noch zu Kämpfen oder Verfolgungsjagden kommt, die für Deine Haustiere u. U. lebensgefährlich werden können. Erst wenn Deine Haustiere für längere Zeit friedlich beieinander sein können, kannst Du sie allein lassen. Auch hier solltest Du Dich schrittweise steigern, denn manche Vierbeiner sind so schlau, dass sie nur darauf warten, unbeobachtet zu sein. Habe deswegen stets ein Auge auf Deine Fellnasen!

Einen Hund an eine Katze zu gewöhnen ist nicht unmöglich! Gerade wenn zuerst ein Hund bei Dir zuhause lebt, hast Du gute Karten. Der Rudelinstinkt Deines Hundes erhöht die Chance auf ein friedliches Kennenlernen. Lebte zuerst eine Katze bei Dir, ist das Risiko eines Territorialkampfes evtl. höher. Nichtsdestotrotz kannst Du es mit viel Geduld, Liebe und Übung schaffen, Hund und Katze friedlich aneinander zu gewöhnen. Und wer weiß – vielleicht werden sie ja sogar die besten Freunde.